Donnerstag, 3. Februar 2011

Rückblick: Etappe 2

Am nächsten Tag ging es dann weiter gen Süden. Unser Zwischenziel zur Übernachtung auf dem Weg nach Los Angeles war Morro Bay. Auf dem Weg dorthin stand aber noch der sog. 17 Miles Drive an, ein kostenpflichtiger Rundweg durch die Küstenlandschaft. So richtig wussten wir nicht, was uns erwartet, allerdings empfahl unser Reiseführer diesen Weg als absolut sehenswert. Also "opferten" wir kurzerhand 7 Dollar und führen hinein ins Ungewisse. Auf den ersten Metern bemerkten wir, dass dieser Küstenbereich etwas besonderes sein muss: um uns herum im lichten Wald (möglicherweise Pinien) waren weitläufige, nicht eingezäunte Anwesen mit großen flachen Villen (schätzungsweise 400qm Grundfläche im Erdgeschoss plus niedrige Walmdachkonstruktion) zu sehen. Irgendwann erreichten wir einen Golfplatz. Der 17 Miles Drive war nicht die einzige Straße durch dieses Küstengebiet, allerdings war er durch eine extra Fahrbanmarkierung von den anderen Wegen zu unterscheiden. Das Gelände fiel terrassenartig seicht zum Meer hin ab, fast überall hatte man einen traumhaften Blick auf den Pazifik, entweder hinweg über die Dächer der tiefer gelegenen Häuser oder über grünen sauber geschnittenen Rasen. Am Meer angekommen, kam uns dann ein Kleinbus entgegen mit der Aufschrift "Pebble Beach Resort" und hatte das Gefühl, dass ich das irgendwo schon mal gehört habe, dachte aber im ersten Moment an eine bekannte Ferienanlage für reiche Leute. Ein paar Augenblicke später machte es Klick in meinem Kopf und ich wusste wo wir uns gerade befanden. Pebble Beach kannte ich aus dem Sportteil der Nachrichten und von Spielgel Online. In fast jeder Berichterstattung zu Pebble Beach wurde erwähnt, dass es sich um den schönsten Golfplatz der Welt handelt. Und ich muss sagen: Ja, passt!


Im Prinzip befanden wir uns schon seit einer viertel Stunde inmitten des riesien Golfareals, dessen einzelnen "Löcher" abgetrennt wurden von den offenen Privatgrundstücken mit besagten Villen oder eben durch die kleinen Wälder. Selbst der komplette Küstenstreifen war von war vom Grün des Golfplatzes übersäht (im wahrsten Sinne des Wortes) und unser 17 Miles Drive zog sich mitten hindurch.


Zwischenzeitlich fiel mir dann noch ein, dass ich Pebble Beach auch aus einem anderen Zusammenhang kannte. Alljährlich findet am 18. Loch der sog. Pebble Beach Concours d'Elegance statt, ein Schönheitswettbewerb für Oldtimer, zu dem Sammler aus der ganzen Welt ihre wertvollen Klassiker präsentieren und von einer Jury nach diversen Kriterien beurteilen lassen. Ein Sieg beim Pebble Beach Concours d'Elegance ist unter Autosammlern die Trophäe schlechthin. In den vergangenen Jahren haben die Autohersteller diese Veranstaltung auch gerne genutzt, um neue Luxusfahrzeuge oder Sportwagen den potentiellen Kunden vorzustellen. So wurden lange vor ihrer Markteinführung der Bugatti Veyron, sowie der Alfa Romeo 8C im Rahmen des Concours d'Elegance ausgestellt.



Das benachtbarte Städtchen Carmel war weniger mondän, aber nicht minder schön. Natürlich war die Hauptstraße geprägt von Shops internationaler Modedesigner, allerdings keineswegs protzig und irgendwie sogar ein bisschen niedlich. Die aneinandergereihten Holzhäuser erinnerten sogar ein bisschen an einen dieser noblen Alpenskiorte.
Den Rest des Tages verbrachten wir auf dem Highway 1 entlang der Steilküste. Im Vergleich zur fruchtigen nördlicheren Steilküste, die wir von der ersten Etappe kannten, war die Landschaft hier relativ karg und geprägt von beige-farbenen Sandstein. Bei Dunkelheit erreichten wir Morro Bay, ein kleines Fischerdörfchen und gleichzeitig ein Ferienort.
Am kommenden Tag entfernten wir uns vorübergehend von der Küste und fuhren eine Abkürzung durch das Hinterland, vorbei an typischen Ranches mir typischen Koppeln, die durch typische Holzzäune abgesteckt waren und erreichten schließlich von hoch oben aus den Bergen kommend Santa Barbara.


Santa Barbara war mir ein Begriff aus meiner Kindheit, weil ich während meiner Hausaufgaben immer eine Soap namens "California Clan" geguckt habe, in der die reichen und schönen Einwohner Santa Barbaras gegenseitig Intrigen geschmiedet haben, unter mysteriösen Umständen verschwanden, unter noch mysteriöseren Umständen in Gestalt eines anderen Schauspielers wieder auftauchten und am Ende jeder Episode irgendwas Spannendes passierte. Der Origninaltitel der Soap lautete "Santa Barbara", doch bis auf in jeder Folge identischen, zweisekündigen Standbildern von Sehenswürdigkeiten, die zwischen den einzelnen im Studio entstandenen Szenen eingespielt wurden, bekam man von Santa Barbara nichts zu sehen.  
Wir haben Santa Barabara als einen schönen Ferienort kennen gelernt. Alles wirkte relativ spanisch. Der Baustil erinnerte ein wenig an Städte auf den kanarischen Inseln (nicht diejenigen mit Hotelhochburgen), überall Palmen, nette Boutiquen und Straßencafés. 


Nachdem wir den Nachmittag in Santa Barbara verbracht haben, ging es weiter über Malibu (weder David Hasselhoff in Badehose noch Pamela Anderson liefen uns dort über den Weg) nach Hollywood zu unserem kleinen Hostel, das unsere Heimat für die nächsten 3 Nächte sein sollte. Auf dem Weg vom Highway zum Hostel ahnten wir schon Schreckliches. Der Weg zog sich endlos vorbei an Reifenhändlern, Fastfood-Restaurants, Waschsalons, undefinierbaren Lagerhallen, Tankstellen und Supermärkten. Irgendwie sah ein Block aus wie der andere. Unser Hostel lag schließlich zwischen einer Tankstelle und einem privaten Rettungsdienst, zur Straße hin gerade mal 10m breit und total unscheinbar. Von innen war es jedoch tatsächlich richtig schön: http://www.stayonbeverly.com/virtual.html zum Abendessen führen wir noch schnell zum Hollywood Boulevard in ein altes Restaurant, in dem schon Charlie Chaplin gegessen haben soll: Musso & Frank. Da es sowohl von unserem Herbergsvater als auch von unserem Reiseführer empfohlen wurde, dachten wir, dass es bistimmt nett sein würde. Man kann sich täuschen. Mein "Turkey Sandwich" war eine Scheibe Graubrot mit mehreren Lagen Truthahnbrustscheiben zugeklatscht und einer Art Tomatensoße übergossen - das Ganze für ca. 15 Dollar. Hinzu kam, dass sich der Kellner beim Präsentieren der Rechnung schon mal vorab selbst sein Trinkgeld eingetragen hat - fast 20% des Rechnungspreises (zwischen 10% und 15% sind üblich).
Der Laden ist definitiv nicht weiterzuempfehlen, auch wenn die klassische Atmosphäre mit schulterhohen Trennwänden, die die einzelnen Tische eher zu Abteilen werden lassen, wirklich nett war. Auch der Hollywood Boulevard machte an dieser Stelle eher einen dreckigen, heruntergekommen Eindruck. Wir fühlten uns hier zum erstem Mal auf unserer Reise nicht sicher.