Dienstag, 15. Februar 2011

Rückblick: Death Valley

Von Las Vegas ging es nun zum 700km entfernten Carson City, in der Nähe des Lake Tahoe. Der Weg führte uns mitten durchs Death Valley. Als Mitarbeiter eines Automobilherstellers ist dieser Ort natürch ein Begriff. Da Death Valley zeitweise der wärmste Ort auf diesem Planeten ist, und relativ gut an die Zivilasation angebunden ist (ca. 1,5h von Las Vegas entfernt) nutzen die Autohersteller das Death Valley, um Prototypen auf dem Weg zur Serienreife extremen Hitzetests zu unterziehen. Wenn der Motor hier nicht überhitzt, wir er es nirgendwo tun. Glücklicherweise war es Anfang Januar und die Temperaturen lagen um 15° C.


Death Valley hat mich total überrascht. Ich hätte einen steinigen, staubigen, hässlichen Ort erwartet - quasi ein zweites Los Angeles ohne Gebäude;-)
In Wirklichkeit entpuppte es sich aber als eines der Highlights unserer Tour. Die Landschaft am Zabriskie Point erinnerte an die Mondoberfläche, auch wenn ich selbst noch nicht dort gewesen bin... ich hab aber den Film gesehen, in dem dieser Jazztrompeter angeblich auf dem Mond rumhüpft... oder war es ein Radrennfahrer?!


Vor einigen Millionen Jahren war an dieser Stelle einmal mal ein See. Die unterschiedlichen über Jahrtausende abgesetzten Sedimente weisen verschiedene Farben auf. Erosion, verursacht durch starke Regenfälle, ließ die bizarren Strukturen entstehen.


Vom Zabriskie Point ging es in den Golden Canyon, einer schmalen Schlucht die über einen relativ versteckten Zugang zu Fuss zu besichtigen ist. Besonders interessant waren hier die schrägen Gesteinsschichten.


Genau wie einen Tag zuvor schon der Grand Canyon war auch Death Valley ein Paradis für (Hobby-)Fotografen. Uns ist mehrmals ein asiatischen Paar über den Weg gelaufen, bei dem Sie das Spiegelreflex-Topmodel von Sony um den Hals hängen hatte. Da sie vielleicht 1,50m groß war, wirkte die Kamera noch mal um einiges größer als sie eh schon ist. Ihr (wahrscheinlicher) Ehemann schleppte einen Fotoapparat im Format eines Toasters mit sich herumtrug. Aufschrift: Hasselblad.
Für die weniger Fotoaffinen, hier ein kleiner Exkurs: Hasselblad-Kameras benutzen u.a. Studiofotografen, deren Fotos von Models irgendwann mal eine Gebäudewand zieren sollen. Eingentlich würde ich hier spaßeshalber gerne den Preis einer solchen Kamera nennen und habe deswegen gerade mal gegoogelt. Das Problem ist allerdings Folgendes: diese Hasselblad-Kamera, die der Herr mit sich herumtrug, ist im Gegensatz zu gewöhnlichen Spiegelreflex-Systemen, welche stets eine Kombination aus Objektiv+Kameragehäuse sind, ein dreiteiliges Kamerasystem, das aus Objektiv, Gehäuse und Rückteil besteht. Das Rückteil beinhaltet den digitalen Bildsensor beinhaltet und kann ausgetauscht werden.
Natürlich kommte ich auf die Schnelle weder erkennen, welches Objektiv noch welches Rückteil montiert war
Nur soviel: ein aktuelles Set, bestehend aus Standard-Objetiv und 60 Megapixel kostet 28000 Euro. Wer sich mit 40 Megapixeln zufrieden gibt, spart 8000,-
Und weil ich hier nicht den Megapixelwahn bei Kameras unterstützen möchte, muss ich noch kurz loswerden, dass die Fläche der Bildsensoren bei Hasselblad 4 Mal größer ist als bei den heutigen Einstiegs-Spiegelreflex-Kameras und ca. 44 Mal größer als bei den normalen Kompaktkameras. Oder anders gesagt: möchte man das Rauschverhalten einer 40-Megapixel-Hasselblad mit einer Kompaktkamera erzielen, dürfte diese nur 0,9 Megapixel besitzen und nicht 12 oder 14 wie die aktuellen Generationen der Kompaktkameras, deren Bilder man sich doch eh meistens nur auf Monitoren oder Fernsehern mit maximal 2-Megapixel-Auflösung ansieht.



Vom Golden Canyon ging es dann nach Badwater, dem tiefsten Punkt des nordamerikanischen Kontinents. Badwater hat sinen Namen von Schatzsuchern, die in Karten diesen Punkt als "schlechtes Wasser" markierten, da ihre Pferde das stark salzige Wasser des Sees nicht trinken wollten.


Badwater liegt 85,5m unterhalb des Meeresspiegels. Eine Markierung in einer angrenzenden Felswand veranschaulicht die Lage der Meeresoberfläche (s. Foto direkt unterhalb)


Die Lichtverhältnisse waren wieder einmal beeindruckend. Pastellige Blautönen und diffuses Licht erzeugten den Eindruck man befände sich gerade inmitten einer Filmkulisse, deren Landschaft im Hindergrund auf eine Leinwand gezeichnet wurde. Hinzu kam, dass der leicht feuchte salzige Boden die Geräusche sehr stark dämpfte, so dass die Atmosphäre noch unwirklicher wurde.




Auf dem Weg heraus aus Death Valley ging es schnurgerade über 10 Meilen mit kontinuierlichem Anstieg in die umliegenden Berge. Man kann sich nur zu gut vorstellen, dass diese Etappe unter sommerlichen Temperaturen von 50° C das Kühlsystem an seine Grenzen oder darüberhinaus bringt. In den Bergen selbst wurden die Straßen wieder verschlungener und führen uns vorbei an tiefen Schluchten. In der Ferne konnten wir einen Düsenjäger beobachten, der am Himmel Flugmanöver probte. Mittlerweile waren wir schon wieder recht hoch oben in der Bergkette, die das Death Valley nach Westen hin begrenzt. Die Sonne war soeben untergegangen und man hatte bei dem verbleibenden Restlicht einen Ausblick auf das hinter uns liegende Death Valley, links wurde die Straßen von bloß noch ein paar Meter hohen, steilen Felswänden begrenzt (wir waren bald am höchsten Punkt angelangt) und rechts ging es abwär.... ein ohrenbetäubender Lärm erschreckte uns plötzlich wie aus dem Nichts. Nur wenige Meter über unsseren Köpfen donnerte der Düsenjäger an uns vorbei, der offensichlich jetzt andere Flugmanöver ausprobierte. Das Geräusch war beängstigend laut, aber genauso schnell wie es gekommen war verschwand es auch wieder. Die Anspannung, dass der Jäger jederzeit wieder auftauchen könnte war aber nun permanent da. Hoffentlich war es nicht der erste Trainingsflug dieser Art des Piloten, ging mir durch den Ko... Und schon wieder zuckte ich zusammen, als der Jet neben uns aus der Schlucht auftauchte, ungefähr 100m vor uns die Straße in zirka 20m kreuzte und dann wieder verschwand. Der Geräuschpegel war jenseits von allem was ich zuvor gehört habe. Eingentlich so, wie man es aus Top Gun oder ähnlichen Filmen kennt, bloß 1000-fach bedrohlicher. Wir machten einen Stopp am nächstgelegenen Aussichtspunkt, von dem man direkt in die angrenzende Schlucht blicken konnte. Der Flieger befand sich mittlerweile weit entfernt hoch oben im Himmel und drehte wieder friedlich seine Kreise. Ein paar Sekunden später wurde aus dem Kreisbogen ein sich nicht bewegender Punkt. Der Jet schien am Himmel still zu stehen. Wie war das möglich? Schnell bemerkte ich, dass der Punkt größer wurde. Der Flieger stand nicht still, nein, er nahm direkt Kurs auf uns und kam beängstigend schnell näher. Keine 5 Sekunden vergingen und er war da. Im letzten Moment änderte er seine Flugrichtung und tauchte ab in die sich zu unserer Rechten ausbreitende Schlucht.


Alles ging so rasend schnell. Einen Augenblick später verschwand er auch schon wieder in den Tiefen der Schlucht. Der Geräuschpegel war diesmal überraschend leise... dachte ich gerade so bei mir, als mich die volle Wucht des Schalls erreichte. Achja, Schall ist langsamer als Licht. Erst als der Flieger schon außer Sichtweite war wurde es richtig laut. Ich dachte ein zweiter Jäger fliegt grad unmittelbar über meinem Kopf hinweg und wird ihn im nächsten Augenblick mit seinem Nachbrenner pulverisieren. Glücklicherweise hielt der Lautstärkepegel nur zirka 1s an. Dann war wieder alles still. Gut eine halbe Minute später hörten wir ihn wieder... irgendwo... aber wo? Ich steckte schnell die Finger in die Ohren. Im nächsten Moment erhob er sich aus der Schlucht, raste in den Himmel und verschwandt. Wir warteten noch einige Minuten, stiegen dann ins Auto und machten uns auf zu den restlichen 430 Kilomete, die wir an diesem Abend noch zurücklegen mussten.
Der verbleibende Weg sollte uns östlich entlang der Sierra Nevada führen. Zumindest sah es auf der Karte so als, als führe er am Gebirge seitlich vorbei. Nach einem 90-minütigem kontinuierlichen Anstieg (ohne dabei Serpentienen fahren zu müssen) hatten wir so unsere berechtigten Zweifel, dass wir nicht mitten im Gebirge sind. Netterweise stehen ja am Straßenrand Schilder, die das Überschreiten einer 1000-Fuss-Höhenlinie mitteilen. 9000 Fuss war die höchste Zahl, die wir sehen durften. Das entspricht 3000m und ist der zweithöchste Pass der USA. Der höcher Berg nahe das Highways war knapp 15.000 Fuss hoch (4600m) hoch.
Die Strecke zog sich schier endlos durch die Dunkelheit. Zwischenzeitlich wurde es extrem nebelig und wir konnten nur noch im Schleichtempo vorankommen. Gegen 22 Uhr errechten wir Carson City, eine Kleinstadt hinter der Grenze von Kalifornien zu Nevada. Natürlich fehlten auch hier die für Nevada obligatorischen Kasinos nicht. Unser Motel war wirklich nett und die Dame an der Rezeption super freundlich und erklärte uns noch ausgiebig, was wir uns am Folgetag am besten alles am Lage Tahoe ansehen, und wo wir mit dem Sesselift auf die Berge fahren können, damit wir von dort oben einen traumhaften Blick auf den See genießen können... doch dazu im nächsten Artikel mehr.